Page Text: 23. April 2009 um 7:14
Hallo Frank, vielen Dank für den Hinweis auf diese hochinteressante Sendung!
Diese kultur- und technischegschichtliche Kostbarkeit wartet mit zahlreichen spannenden Details auf. So erfährt man z. B. von der damaligen Art, die Qualität des abgebauten Materials zu testen: Eine kleine Menge des Tons wurde zwischen die Schneidezähnen genommen; war der Ton von hoher Qualität, so spürte man das Quarzkorn nicht. Laut Aussage der Sendung ist LYRA der einzige fränkische Bleistifthersteller, der noch Klingenberger Ton verwendet, wo hingegen er in 40% der japanischen Bleistiftindustrie genutzt wird.
Pencil Anna
23. April 2009 um 19:50
Erstaunlich! Trotzdem frage ich mich, wie man aus einem normalerweise so hartem und sprödem Material wie Ton Bleistiftminen machen kann. Ich habe mal Industriekeramikerin gelernt, und kenne daher die Eigenschaften von Porzellan und Ton in allen seinen Verarbeitungsstufen. Der Tonanteil in den Graphitminen muss wohl extrem gering sein, aber genug, um Form und Stabilität zu gewährleisten. Wieviel Prozent Ton sind denn enthalten in Bleistiftgraphit? Werden noch Hilfsstoffe zugefügt?
Schade, dass ich nicht mehr in dem Bereich arbeite; ich hätte glatt mal experimentiert.
24. April 2009 um 7:10
Der Rohton ist überraschend weich und hinterlässt auf dem Papier Spuren ähnlich eines harten Wachsmalstiftes, ohne dabei zu kratzen; die dabei entstehenden glatten Flächen am Ton glänzen. Ich konnte mir nicht verkneifen, die alte Art der Qualitätskontrolle nachzuempfinden und habe ein kleines Stück mit den Schneidezähnen zerkleinert. Und in der Tat: Das Korn des Tons ist nicht zu spüren.
Zum Tonanteil in der Bleistiftmine informiert u. a. diese PDF-Datei von STAEDTLER . Darin heißt es, dass das Mischungsverhältnis Graphit/Ton 1:1 etwa dem Härtegrad 3H entspricht.
Über die anderen Beimengungen weiß ich leider nur sehr wenig. Die Härtegrade 7B und 8B des Mars Lumograph enthalten Ruß, der für eine tiefe Schwärzung, aber auch für eine etwas stärkere Reibung der Mine auf dem Papier sorgt (diese Beigabe könnte jedoch bald durch die REACH-Verordnung zumindest eingeschränkt werden). Auch Paraffin kommt zum Einsatz, allerdings erst in Form einer Imprägnierung der gebrannten Mine. – Mich würde es nicht überraschen, wenn noch einige andere Stoffe (vielleicht in nur sehr geringen Mengen) genutzt würden. Ein alter Prospekt von LYRA aus den 50er Jahren spricht z. B. von Zugaben, die die Reflexion der Bleistiftspuren mindern, und eine Patentschrift von 1945 beschreibt ein Verfahren, um die Lichtdurchlässigkeit zu verringern.
Neben den Graphit-Ton-Minen gibt es natürlich noch die Graphit-Polymer-Minen, deren höhere Elastizität gerade bei dünnen Minen für Druckbleistifte, aber auch bei Stiften, die ohne das stabilisierende Holz auskommen, von großem Vorteil ist. Die Minen mit Polymer müssen im Gegensatz zu denen mit Ton nicht gebrannt werden, was sie auch für im Extruder hergestellte Bleistifte wie den STAEDTLER WOPEX geeignet macht. – Pentel hat mit dem Black Polymer 999 bereits seit einiger Zeit einen holzgefassten Bleistift mit Polymer-Mine im Programm.
Noch ein wenig Halbwissen: Vor kurzem konnte ich auch etwas über die verschiedenen Strukturen des Graphits erfahren. So gibt es z. B. makro-kristallinen Graphit, der mit amorphem gemischt wird, bevor Bleistiftminen daraus werden können; mikro-kristallinen Graphit hingegen kann man wohl ohne diese Beimischung nutzen.